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Pferdebox richtig misten – schnell und sauber

Mit der "Fließ-Methode" bleiben Pferdeboxen mit Stroh oder Spänen schnell und ohne viel Aufwand sauber

Eine Pferdebox schnell und gleichzeitig gründlich sauber zu bekommen, ist nicht einfach. Wenn man das Pferd dagegen mithelfen läßt, schafft man es mit nur wenig Aufwand.

Unter den Mistmethoden gibt es viele verschiedene, von der nur monatlich gewechselten Matratze bis zum täglichen kompletten Leeren der Box. Die hier vorgestellte Methode funktioniert mit Spänen oder Stroh. Bei Spänen kommt man mit einem Ballen (ca. 20kg) pro Woche problemlos hin, und das bei einer stets ordentlichen und sauberen Box.

So hilft das Pferd beim Misten

Oft hört man Besitzer darüber jammern, was für ein Ferkel das eigene Pferd ist. Es macht überall in die Box und gräbt sie um. An einen anderen Ort gebracht, zum Beispiel in einer Klinik, erlebt der Besitzer plötzlich, wie dasselbe Pferd zum Äppeln in immer dieselbe Ecke geht. Wieso?

Pferde liegen grundsätzlich nicht gerne in ihren eigenen Exkrementen. Bringt man ein Pferd in die Box und macht es mit der Nase einen ersten "Rundgang", ist schon in dem Moment entschieden, wo in den nächsten Stunden die Äpfel landen. Bei einer Box, in der es mehr oder weniger überall nach Kot oder Urin riecht, findet das Pferd keine feste Stelle zum Äppeln - und macht folglich überall hin. Vernünftiges Misten wird so unmöglich.

Es ist entscheidend, daß das Pferd lernt "seine" feste Stelle zum Abäppeln zu haben. Diese Stelle muß durch den Geruch eindeutig identifizierbar sein. Das heißt auch, daß der Rest der Box möglichst perfekt sauber sein sollte.

Grober Fehler: Überstreuen

Wenn also eine räumliche Trennung zwischen sauberem und Absetzbereich geschaffen werden soll, ist das Überstreuen der größte Fehler. Während niemand auf die Idee käme, frisch gewaschene mit schmutziger Wäsche zusammen auf einen Haufen zu werfen, passiert genau das beim Überstreuen. Äpfel und Urin aus den unteren Schichten - selbst wenn diese nur leicht verschmutzt sind - vermischen sich untrennbar mit dem Übergestreuten. Das Ergebnis: Am nächsten Tag ist alles gleichmäßig nass und schmutzig. Besonders in dem Bereich, wo die Pferde als nächstes hin machen, ist das Übersteuen unnötige Verschwendung, denn die frischen Späne oder Stroh landen so schon am nächsten Tag ungenutzt auf dem Misthaufen.

Frische Späne, durch Überstreuen untrennbar vermischt und schon nach einem Tag auf dem Weg zum Misthaufen

Frische Späne und frisches Stroh gehören also nur dorthin, wo das Pferd voraussichtlich nicht hinäppeln wird. So bleibt es auch sauber, denn selbst wenn sich eine Vermengung mit alter Einstreu auf kleinem Raum nie ganz vermeiden läßt, wandern Späne und Stroh nicht meterweit quer durch die Box, sobald eine vernünftige räumliche Trennung besteht.

Überstreuen und fehlende Abtrennung des Absetzbereiches: Alles ist vermischt

Die Lösung: Saubere Box im "Fließ-Prinzip"

Die Methode, die sich als Lösung daraus ergibt, ist also ganz einfach:

1. Nasses und Verschmutztes von sauberem Einstreu vollständig trennen

Am einfachsten vergleichen läßt sich das Vorgehen mit einer archäologischen Ausgrabung: Man entfernt vorsichtig von allen Seiten das, was man nicht haben möchte (saubere Einstreu) von dem, was man einzeln haben und entfernen möchte (Kot und Urin, nasse Späne).

Bei Spänen geht dies am einfachsten, indem man saubere und schmutzige Bereiche mit der Bollengaben senkrecht von oben auseinanderschiebt, also in andere Bereiche der Box sortiert. Man schiebt also die Einstreu auseinander und schafft so Trennbereiche zwischen "sauber" und "schmutzig".

Bei einer Urinschicht unter sauberen Spänen kann man noch versuchen, die daraufliegende, saubere Schicht abzuziehen und zu "sauber" zu schieben. Auch große, trockene Äpfel, die direkt auf wirklich sauberem Einstreu liegen, kann man einzeln entfernen.

Die Mühe Späne durchzusieben kann man sich grundsätzlich sparen.

Dazu gehört auch, wenn die Äpfel schon so weit zertreten sind, daß eine saubere Trennung mit der Bollengabel nicht mehr möglich ist. Ausnahme: Wenn nur noch wenig Einstreu da ist, macht es Sinn zu sieben und dann einen Haufen mit leicht verunreinigten Spänen oder Stroh zu machen. Mehr dazu später.

Bei Stroh als Einstreu sammelt man einfach alles saubere Stroh in einer Ecke.

Am Ende hat man so zwei, evtl. drei Bereiche:

  1. Komplett sauberes Einstreu (später mehr als 3/4 der Box)
  2. leicht verunreinigtes Einstreu (optional, wenn wenig Einstreu da ist)
  3. Kot, nasses Einstreu, verschmutzes und vermischtes Einstreu

Der dritte Bereich mit Kot und nassem und verschmutzen Einstreu wird nun komplett entfernt.

Wichtig: Es wird immer bis zum Boden runter gearbeitet und dieser "besenrein" gereinigt, egal ob Stroh oder Späne. In einer so regelmäßig gepflegten Box klebt nichts am Boden, und dieser ist komplett trocken.

2. Box sortieren: Die Einstreu fließt von trocken zu nass

Nachdem jetzt bis zu einem Viertel der Boxfläche bis auf den nackten, sauberen Boden leer ist, und der Rest aus sauberem und evtl. leicht verschmutzen Spänen/Stroh besteht, muß die Einstreu neu aufgebaut werden. Dabei wieder das Prinzip:

  • Das schmutzigste Einstreu kommt immer dorthin, wo das Pferd hinäppeln soll. Hierfür sucht man eine ein Achtel bis ein Viertel große Fläche der Box aus, möglichst im hinteren Teil, und nicht dort, wo Tränke, Heu oder Leckstein sind.
  • Hat man leicht verschmutztes Einstreu übrig, kommt das komplett auf diese Fläche. Andernfalls eine dünne Schicht des sauberen Einstreus, nur so viel wie nötig ist, um den Urin von einem Tag aufzunehmen. Alles was hier landet, kommt beim nächsten Misten raus, deswegen macht es keinen Sinn, dick einzustreuen. Hier wenig einzustreuen vermeidet auch, daß nasses Einstreu bei bewegungsfreudigen Pferden weit in der Box verteilt wird.
  • Die ersten Tage, bis das Pferd das Prinzip verstanden hat, kann man an der Absetzstelle auch gezielt ein oder zwei Äpfel offen liegen lassen. Dann weiß das Pferd genau, wohin es äppeln soll.
  • Das restliche, saubere Einstreu wird von der gegenüberliegenden Seite flächig in Richtung der Absetzstelle geschoben. So "fließt" das Einstreu von "sauber" nach "schmutzig". Ob man dabei noch alles gleichmäßig einebnet oder die Späne in der Mitte der Box zu einer Liegefläche anhäuft, ist Geschmackssache.

Die durch das Verschieben entstandene Lücke auf der saubersten Seite wird nun mit frischen Spänen oder Heu aufgefüllt. Nur hier kommt neues Einstreu hin! An dieser Stelle kann man auch einmal pro Woche den gesamten Späneballen zerbröseln und aufhäufen.

Das Ergebnis: Hat man die Methode umgesetzt, braucht man nur noch sehr wenig Zeit zum Misten. Schmutzig ist dann jeweils nur eine sehr kleine Fläche, die schnell abgetrennt und komplett entfernt werden kann. Der Rest der Box muß noch kurz kontrolliert und in Richtung der Absetzstelle geschoben werden, ist aber meistens sowieso komplett sauber.


Gleiche Box, die Tage zuvor nach dem Fließ-Prinzip gemistet: Obwohl sich das Pferd in der Nacht viel bewegt hat, befinden sind Kot und Urin nur an einer sehr kleinen Stelle hinten rechts in der Box. Die Spuren an der Wand verraten, daß sich das Pferd rückwärts an die Wand stellt, um die Absetzstelle zu treffen. Misten ist hier ein Kinderspiel.

4 Gedanken zu „Pferdebox richtig misten – schnell und sauber

  1. Niki Bertram

    Meine Stute ist sehr sauber, ich habe allerdings das Problem, dass die Einstreu ständig rutscht, da sich dort natürlich keine Matratze bildet. Habt ihr dafür einen Tipp? Wir haben eurolin Späne.

  2. André L.

    Hallo Niki,
    da der Untergrund nicht wie bei einer Matraze uneben ist und klebt, ist es normal, daß sich die Einsteu immer etwas bewegt. Bei uns (Betonuntergrund) hält sich das trotzdem in Grenzen. Natürlich ist durch die Bewegung öfter mal frisches Streu über den Äpfeln verteilt, aber das ziehe ich beim Misten einfach vorher von oben zur Seite hin ab.
    Vielleicht liegt es auch am verwendeten Einstreu? Euro-Lin ist ja Leinstroh, keine Holzspäne.
    Leinstroh ist zwar viel saugfähiger, trotzdem finde ich es nicht so praktisch weil es sehr "schwer" und auch nicht so leicht mit der Gabel durchzusieben ist. Die Holzspäne die wir haben (PLOSPAN classic), fein verteilt, sind so leicht und flauschig, daß sich alles schwere, wie Kot, Urin, nasse Späne am Boden absetzt, und sich alles andere mehr oder weniger von selbst wieder über die Fläche verteilt. Es ist also nirgendwo nackter Boden. An der dunklen Farbe und am Verklumpen sieht man auch sofort, wo feuchte Stellen sind. Vielleicht wäre das einmal einen Versuch wert.
    Viele Grüße, André

  3. Katy

    Hallo, interessanter Artikel. Können das alle Pferde lernen? Mein Pferd äppelt und pinkelt auch in einer frisch eingestreuten Box, in der gar keine alte Streu etc mehr drin ist, einfach überall. Pro Woche mindestens 2 Ballen Späne, obwohl die Pferde 10-12 Stunden draußen stehen und nur für die Nacht in die Box kommen. Hast du Tips? VG, Katy

    1. André L.

      Hallo Katy! Wir haben die Methode schon bei einigen Pferde ausprobiert. Bei geschätzt zwei Dritteln funktioniert es. Für den Anfang, um es einfacher zu machen, würde ich testweise eine Hälfte nur grob misten und dort außen auch einige Äppel liegen lassen. Die andere Hälfte dagegen leer machen und dort nur frisches Einstreu hin. Dann am nächsten Tag schauen, wo die neuen Äpfel liegen.
      Eine komplett saubere Box ist am Anfang eher kontraproduktiv, denn dann hat das Pferd keinen Hinweis, wo es hinäppeln soll.
      Wir hatten schon den Fall, daß ein ausgemachtes "Box-Wildschwein" in der Klinik plötzlich ein ganz anderes Verhalten gezeigt hat. Umgedreht, in die hintere Ecke gegangen, geäppelt, zurückgekommen. Die Besitzerin konne es nicht glauben. Später klappte es dann auch zuhause.

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